Samstag, Oktober 28, 2023

Wieder mal "AusgeMAXt"

 Es hat wieder einmal  Probleme mit dem Max gegeben. So langsam ist man daran gewöhnt.

Auf der alltäglichen Fahrt zur Arbeit hinter einer kleinen Steigung knallte es leicht und der Max rollte aus. Licht und Blinker alles dunkel... Es hat den Batterieschalter unter dem Sitz herausgehauen, Das BMS hatte nicht abgeschaltet... komisch. Also vorsichtig Batterieschalter an und schauen was passiert. Blinker, Licht usw lief erst einmal wieder. Leider wollte der Max aber nicht mehr fahren, es ruckelte nur, als ob ein Hallgeber sich verabschiedet hat. Also das Abschleppseil wieder mal rausholen und den MAX abschleppen lassen. Einen Tag später den Motor untersucht und nichts gefunden. Wicklungen, Hall und Mechanik ist alles OK...

Hmm, dann baue ich mal den alten, reparierten Max-Controller ein, der ja bei mir nur ganze zwei Tage durchgehalten hatte (siehe hier).

Gesagt getan - Max fährt wieder. Also wieder ein Controller defekt. Ich bin mir leider nicht sicher, wie lange der alte Controller trotz Reparatur durchhält. Deswegen war es nun mal an der Zeit für den Kelly, welcher ja schon lange in der Werkstatt als Testcontroller rumliegt. Bei meinem Controllerumbau auf Kühlbleche hatte ich bereits die passenden Gewinde für den Kelly mit vorgesehen. Nun musste nur noch der Adapter für die Hallgeber gebaut werden. Der Unterschied zum Original besteht in einem zusätzlichen Temperatursensor für den Motor. Den möchte ich gerne mit nutzen um so auch eine Moglichkeit zu haben, den Motor vor einem möglichen Hitzetot zu bewahren. Der Kelly kann immerhin einen Dauerphasenstrom von 120A, Spitze sind 300A.  Der Phasenstrom wird eigentlich hauptsächlich beim Anfahren, bzw. bei Motordrehzahlen unterhalb 3000 u/min gebraucht. Hier funktioniert der Controller wie ein Schaltregler und begrenzt den Strom durch die Motorwicklungen, Da hier die Spannung noch relativ gering ist, ist der Batteriestrom auch recht niedrig. Der von mir verbaute KLS7230S kann 20s bis 300A abgeben. Da scharrt der fast mit den Hinterrädern. Ob das für den Motor auf längere Sicht gut ist, wage ich mal zu bezweifeln. Das zweite Problem ist das BMS in meiner Batterie. Der alte Controller hatte eine Batteriestrombegrenzung auf 85A. Deswegen habe ich ein 120A BMS verbaut, da ist ja theoretisch noch ein wenig Luft nach oben, auch wenn Licht und Heizung laufen. Der Kelly schafft es ganz problemlos, das BMS abschalten zu lassen. Das ist nicht so optimal. Leider ist die Stromberechung im Kelly-Setup ein wenig eigenartig. Ich habe ein vorgegebenes Strommaximum für 20s von 300A, Dauerstrom 120A (hier ist der Phasenstrom gemeint), der alte Controller zog 85A aus der Batterie (Battery Current) der Phasenstrom ist unbekannt, könnte aber theoretisch bis ca 600A betragen haben. 

beim Kelly muss der Phasenstrom zuerst festgelegt werden. 

Hier ist die Angabe x% von 300A. Danach wird der Batteriestrom festgelegt. Der wird hier aber in y% vom zuvor eingestellten Phasenstrom berechnet.

Wenn ich meinen Batteriestrom von etwa 85A zu Grunde lege, komme ich auf folgende Möglichkeiten:

Phase Current           Battery Limit

100% (300A max 20s)     29% (87A)                  

 66% (200A)             43% (86A)

 57% (170A)             50% (85A)

 50% (150A)             57% (85A)

 40% (120A dauerhaft)   71% (85A)

Bei einem Phasenstrom von 120A, hätte ich zwar eine Dauerlast, aber die Beschleunigung beim Anfahren oder am Berg ist absolut zu wenig. Ein höherer Wert in Phase Current beschleunigt das Anfahren, aber reduziert gleichzeitig die Zeit der maximalen Leistungsabgabe. Die erreichbare Höchstgeschwindigkeit ist davon nicht abhängig, nur die Zeit, bis diese erreicht wird. Die optimalen Werte habe ich hier noch nicht gefunden. Derzeit ist der Phasenstrom auf 200A eingestellt. Mal schauen wie das auf meinem täglichen Arbeitsweg funktioniert. Leistungsmäßig ist der Kelly etwas unter dem Maximum des Originals von EF, aber er kann z.B. Energie zurückspeisen (Rekuperation). Ich nutze das im Moment in zwei Stufen. 

Die erste Stufe setzt 1 Sekunde nach loslassen des Gaspedals mit 10% ein. Das sind zwischen 10 und 15A Rückspeisung und ist ähnlich der Motorbremse im normalen Auto. 

Die zweite Stufe haut beim Betätigen des Bremspedals noch einmal 10% drauf. Es macht sich bemerkbar, das man weniger auf der Bremse steht, könnte aber evtl bei glatten Straßen ein Problem werden, da das nicht Regelbar ist, auch wenn es sanft einsetzt.

Ob das jetzt die absoluten Einstellungen sind muss sich in Zukunft erst zeigen, aber der Energieverbrauch könnte ein wenig fallen,

Die Temperaturen von Motor oder Controller sind auf meinen, bisher recht kurzen, Teststrecken kaum hoch gegangen.


Nachtrag: 

Nach ein paar Testkilometern habe ich erst einmal folgende Einstellungen gewählt

Phasenstrom 66% (200A)

Battery-Current 35% (etwa 76A)

Das entspricht in etwa dem Anfahrverhalten des alten Controllers. Hier ist auch noch gut Luft nach oben. Motor und Controller erwärmen sich bisher nur sehr wenig. Da ich mitunter auch längere Steigungen hochfahre, scheint mir das ein recht guter Kompromiss zu sein.

Die beiden Bremswerte stehen je auf 5%. Das reicht recht gut zur Unterstützung ohne übertrieben in die Eisen zu gehen..


4 Kommentare:

Maximilian hat gesagt…

Ich hatte gestern das selbe Problem. Das Fahrzeug war voll geladen nach 8 Minuten recht zügiger Fahrzeit das gleiche Schadensbild wie du es beschrieben hast. Der Haupsicherungsschalter unter dem Sitz war feuerheiß. Beim wieder einschalten leuchtet für drei Sekunden das Display auf. In der Batterieladeanzeige ist keine Ladung zu sehen und dann geht alles aus.
Was könnte defekt sein und wo bekomme ich Ersatzteile?
Leider ist Elektrik nicht mein Ding ich bin eher der Schrauber.

cs hat gesagt…

Leider werden die 80A Schalter mit teilweise über 90A belastet. Das Problem ist hier weniger die 10A mehr, sondern mit der Zeit erhöhte Wiederstände an den Schaltkontakten. Die führen dann zu der Erwärmung. Im Normalfall wird mit einem Bimetallstreifen der Schalter vor Zerstörung durch zu hohe Temperaturen geschützt. Bei mir waren aber inzwischen die Plastikteile im Inneren der Sicherung so spröde, das sie beim Abschalten einfach weggeplatzt sind.
Den Schalter kann man einfach durch einen anderen 80A DC Trennschalter ersetzen. Das Ding zu überbrücken ist zumindest bei den originalen Bleiakkus keine ratsame Option. Ich bin ein paar Tage ohne gefahren, hatte allerdings das BMS in meinem LiFePO4 Akku auf 85A gestellt, damit das im Notfall den Leitungsschutz übernehmen kann.
einen passenden Schalter findest Du z.B. hier: https://www.amazon.de/gp/product/B0CBHTY3L3/ref=ppx_yo_dt_b_asin_title_o00_s00?ie=UTF8&psc=1

cs hat gesagt…

Nachtrag;
Da Du nur beschrieben hast, das nach dem Rausfliegen der Sicherung nur der Tacho beim Einschalten kurz anging, gehe ich nur von einem defekten Batterieschalter aus. Es scheint, als ob dieser nicht mehr richtig arbeitet. Sonst hättest Du erst einmal wieder einen hellen Tacho. Nimm einfach ein Multimeter im Spannungsbereich um die 100V und messe zwischen Batterie Minus und den Beiden Schrauben des Schalters die Spannung. Auf der Batterieseite solltest Du mehr als 70V messen (Batteriespannung), auf der Controllerseite des Schalters wahrscheinlich 0V. Hier sollte eigentlich auch Batteriespannung anliegen. Achtung, 70V können bereits ungesund sein !!!
in der Übersicht (https://efrosch.blogspot.com/2022/03/zusammenfassung-elektrik.html) links findest du den Hauptschalter. Das ist dieser 80A Leitungsschutzschalter.

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank für die Info und den Link zu dem Ersatzteil.
Von der Fehlersuche bis zur Reparatur hat es mit deiner Beschreibung einwandfrei funktioniert.
Der Max fährt wieder. Es waren wirklich die spröden Kontakte.